Anwendungsgebiete von Streckgeräten zur Körperformung
Anwendungsgebiete von Streckgeräten zur Körperformung
- der Körper passt sich längerfriestigen Druck- und Zugkräften an
- hierzu wird neues Körpergewebe gebildet
- Nutzung zu kulturellen, plastisch-kosmetischen Zwecken und medizinischen Zwecken
Der Organismus des Menschen passt sich längerfristig einwirkenden mechanischen Belastungen von Druck- oder Zugkräften durch Veränderungen des betroffenen Körperteils an. Damit sich ein Körperteil in seiner Form oder seiner Größe verändert, müssen neue Körperzellen an entsprechender Stelle ergänzt werden (Bsp: mögliche Penisvergrößerung und Penisbegradigung mit Expandern, Abb. 1 u. 2 ). Dies bedeutet, dass ggf. ein Wachstum des Körperteils stattfinden kann, welches nach der Behandlung erhalten bleiben kann.
Natürliche Körperveränderungen durch Druck- und Zugkräfte
Eine natürliche Verlängerung von Körperteilen durch Zugkräfte kann am Beispiel der Veränderung der Form der weiblichen Brüste mit zunehmendem Alter beobachtet werden. Aufgrund der permanenten Zugwirkung der Schwerkraft auf das Brustgewebe verändert dieses seine Form und Größe ("Hängebusen"). Gleiches gilt für Alterungserscheinungen des Gesichts: Eine zunehmend schlaffe Kinnpartie oder Tränensäcke sind oftmals die Auswirkungen äußerlich wirkender Kräfte auf das Zellgewebe des Körpers und dessen Reaktion darauf.
Eine natürliche Vergrößerung der Haut durch Druckkräfte erfolgt während der Schwangerschaft (Abb. 3 ) durch den von innen drückenden Fötus auf die Bauchdecke. Das Baby wirkt wie ein innerer "Expander", der die Haut dehnt und zum Wachsen anregt. Die Bauchhaut bleibt durch das neu entstandene Hautgewebe daher meist auch nach der Geburt dauerhaft vergrößert und erscheint hierdurch schlaffer als vor der Schwangerschaft.
Kulturelle Körperveränderungen durch Druck- und Zugkräfte
Die Möglichkeit, den Körper durch Dehnungs- oder Streckmomente langzeitig zu modellieren, wird vom Menschen seit Jahrtausenden zu kulturellen Zwecken genutzt. Die Kriegervölker Mursi und Surma in Südäthiopien erzielen umfangreiche Weichteildeformationen an Lippen und Ohren durch dauerhaft angebrachte Schmuckstücke, die aufgrund ihrer relativen Überdimensionierung wie ein Expander wirken (Abb. 4). Die als "Giraffenhalsfrauen" bekannten Bewohnerinnen von Mae Hong Son (Thailand) verdanken ihre Popularität verlängerten Halswirbeln, deren Wachstum durch dauerhaft getragene Halsringe erreicht wird, die den Kopf von den Schultern wegdrücken (Abb. 5).
Moderne Penisexpander üben mehrere Stunden täglich einige Monate lang eine Zugkraft von 200-1200 Gramm in Längsrichtung auf den Penis aus. Der Körper kann auf diese Belastung durch Neubildung von Körperzellen im Penis reagieren. Da Körperzellen eine dreidimensionale Ausdehnung in alle Richtungen besitzen, wächst der Penis dann erfahrungsgemäß meist in der Länge und in der Dicke (neue Zellen rosa dargestellt).
Eine angeborene Peniskrümmung basiert auf einer ungleichen Anzahl von Körperzellen auf den jeweils gegenüber liegenden Seiten des Penis. Die Seite mit weniger Körperzellen (in der Abbildung die linke) ist kürzer, wodurch sich der Penis insbesondere bei einer Erektion krümmt. Durch Streckung mit Expandern wird die Seite mit weniger Körperzellen stärker belastet, wodurch sich dort schneller neue Körperzellen (in rosa dargestellt) bilden können als auf der Seite mit mehr Körperzellen. Hierdurch kann die Krümmung gemildert werden. Auch bei sog. erworbenen Penisverkrümmungen (Pyronie) können Expander therapeutisch hilfreich sein.
Abb. 3
Natürliches Hautwachstum während der Schwangerschaft durch innere Dehnung.
Abb. 4
Rituell motivierte Vergrößerung von Weichteilen durch Schmuck-Expander bei Mursi-Kriegern.
Abb. 5
Wachstumsförderung von Knochen, Muskulatur und Weichteilen als Schönheitsideal.